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Personalmangel bei MTDs gefährdet Gesundheitssystem

Neue Studie bestätigt dringenden Handlungsbedarf
Eine neue dreiteilige Studie, die von der AK Wien gemeinsam mit dem AK Fachausschuss für Gesundheitsberufe beauftragt wurde, bestätigt bereits im ersten Teil einen besorgniserregenden Personalmangel in Österreichs Spitälern, der sich in den kommenden Jahren massiv verstärken wird. 
 
Bereits 2020 werden in den Krankenhäusern drei Prozent mehr MTDs benötigt, um überhaupt das Niveau des Jahres 2017 halten zu können. 2030 werden es allein in den Akutspitälern 15 Prozent sein. Dabei ist die demografische Entwicklung der derzeitig Beschäftigten gar nicht berücksichtigt. Es wurden außerdem nur Daten aus Akutspitälern erfasst.
 
MTD steht für die gehobenen medizinisch-technischen Dienste und umfasst die Berufe:
 
  • Biomedizinische Analytik
  • Diätologie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Orthoptik
  • Physiotherapie
  • Radiologietechnologie
 
Andrea Wadsack von der younion _ Die Daseinsgewerkschaft: „Schon jetzt sind erste Auswirkungen spürbar. Nur ein exemplarischer Fall ist das Stadtspital in Dornbirn. Dort suchte man mehr als ein halbes Jahr vergeblich zwei RadiologietechnologInnen um das neue MRT-Gerät zu bedienen, dass circa 1,3 Millionen Euro gekostet hat. Eine zu geringe Auslastung von Geräten aufgrund von Fachkräftemangel ist aber leider keine Seltenheit, auch nicht, dass Geräte erst um Wochen oder Monate verzögert in Betrieb genommen werden können.“
 
Auch Folgekosten bedenken
 
Zur Zeit werden rund 110 offene MTDG-Stellen im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) von KollegInnen in therapeutischen und diagnostischen Sparten abgefedert. „Das ist allerdings eine enorme Belastung für die Beschäftigten. Sie häufen hunderte Überstunden und andere Zeitguthaben an, die sie aufgrund des Personalmangels aber kaum in Freizeit rückerstattet bekommen. Das und die schwierigen Arbeitsbedingungen in einem Akutspital, das 365 Tage im Jahr 24 Stunden in Betrieb ist, steigert natürlich auch nicht die Attraktivität im Spital zu arbeiten. Das ist ein Teufelskreis“, sagt Andrea Wadsack.
 
younion _ Die Daseinsgewerkschaft fordert auch auf Grundlage des ersten Teils der Studie:
 
  • eine Ausbildungsoffensive
  • attraktive, altersgerechte Arbeitsplätze
  • weitere Karrieremöglichkeiten
 
„Wir steuern einem Kollaps entgegen, wenn nichts unternommen wird. Denn Diagnosen, OP-Freigaben und ähnliches gibt es so gut wie nicht ohne radiologische und labortechnische Untersuchungen. Sie stehen in unserem Gesundheitssystem am Anfang des Behandlungspfades. Bei gravierendem Personalmangel kann es zu Teilsperren oder Schließungen von Bereichen in den Spitälern kommen. Fallen außerdem Untersuchungen oder Behandlungen durch MTDG aus, führt das nicht nur zu Leid, sondern auch zu weitaus höheren Folgekosten“, warnt Andrea Wadsack.
 
Wien als Vorbild für Ausbildungsoffensive
 
Nur Wien ist vorbildlich bei der MTD-Ausbildung. Als einziges Bundesland bietet es alle MTD-Studiengänge an. Nach Evaluierungen wurden in den vergangenen Jahren außerdem die Studienplätze beachtlich aufgestockt. In der Radiologietechnologie starten pro Jahr bereits zwei Studiengänge, um den Mehrbedarf an RT-Personal gerecht zu werden.
 
Trotz allem mangelt es aber an StellenbewerberInnen im Wiener KAV. So wurden unter anderem zwei neue Strahlentherapiezentren im KH-Hietzing und im Donauspital in Betrieb genommen. Ende 2019 sollen alle vier Hightech-Geräte im Vollbetrieb sein. Damit können statt bisher 3.600 PatientInnen 6.000 KrebspatientInnen behandelt werden - sofern es das für die Bedienung nötige Personal gibt.
 
Andrea Wadsack abschließend: „Die Beschäftigten in den MTD-Berufen sind auf hohem Niveau ausgebildete, kompetente und unverzichtbare FachexpertInnen. Sie verdienen das gleiche Maß an Aufmerksamkeit, wie sie Pflegeberufe oder ÄrztInnen bekommen. Die für die Gesundheitsberufe zuständigen Gewerkschaften, die AK und die MTD Austria fordern gemeinsam die Politik auf, endlich Maßnahmen gegen den Personalmangel zu ergreifen.“