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VdF fordert eine Totalreform der Bundesliga

Die Vereinigung der Fußballer (VdF), eine Fachgruppe der Gewerkschaft younion, möchte für 2017/18 eine kurzfristige Reform der Sky Go Liga (16 Vereine mit Amateurmannschaften, möglichem Halbprofitum und Direktaufstieg) und eine offene Diskussion unter allen Stakeholdern zu einer neuen Bundesliga ab 2020, sowie den Anforderungen an die höchste Amateurliga. Dafür muss der ÖFB mehr Verantwortung übernehmen und im Amateurbereich, wenn schon keine Lizenzierung, so zumindest eine Zertifizierung vornehmen.

Unter dem Motto „Wer will – wer kann – wer darf?“ muss man sich fragen, welche Art von Profi-Fußball wir in Österreich haben möchten, klar definieren was wir uns leisten können - und dann umsetzen. Eine Vision, Ideen dazu, der Mut und die Ambitionen das auch umzusetzen sind gefragt. Das derzeitige Strategiepapier Bundesliga 2020 sehen wir schon im Ansatz gescheitert. Es baut auf Wunschvorstellungen auf (fixer Platz in der Champions League, mehr Zuseher…), welche einer realistischen Betrachtung nicht standhalten. 

Die VdF hat viel Wissen rund um den Profifußball angesammelt, auch unangenehme Wahrheiten sind dabei und gehören genauso mit auf den (internen) Tisch, wenn man die Basis unseres Fußballs neu aufbauen möchte. Dazu ist ein Blick über den Tellerrand unvermeidbar und ein breiter Ansatz unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen, politischen und sportlichen Möglichkeiten muss gefunden werden.

Die zehn Verbote für die Erste Liga

  1. Keine 10 Vereine: Zwei Drittel der Spieler in der jetzigen Sky Go Liga verdienen derzeit laut einer VdF-Umfrage vom Vorjahr unter 30.000 Euro brutto – davon sind 25 Prozent der Spieler bereits über 23 Jahre alt. Und dennoch dürfen/müssen sie sich Profis nennen. Eine kurzfristige Aufstockung der Liga auf 16 Vereine mit Umstellung auf Halb-Profitum und Direktaufstieg aus der Regionalliga ist dringlich.
  2. Keine Spieltermine unter der Woche: Eine Profiliga mit Spielterminen am Montag, Dienstag und Freitag behindert die duale Ausbildung. Und die ist bei den oben genannten Gehältern absolut nötig, weil ein "Profi" in der Sky Go Liga von seinem Verdienst als Fußballer auf Dauer nicht leben kann. Einem Nebenjob, der rein theoretisch möglich und nicht verboten ist, kann ein Spieler nicht dauerhaft nachgehen bei dem derzeitigen Terminplan.
  3. Keine zwei Fix-Absteiger bei 10 Vereinen: Zwei Absteiger bei zehn Vereinen sind schlichtweg existenzgefährdend und nicht mehr als ein schlechter Kompromiss zwischen Bundesliga und ÖFB.
  4. Kein eigenständiger Verein, der nicht aufsteigen darf: Liefering als „U-Boot“ belastet die Liga. Liefering darf zwar nicht aufsteigen, kommt aber auch nicht für den Abstieg in Frage, weil das Team dafür einfach zu stark ist und jederzeit auf Ressourcen von Red Bull Salzburg zurückgreifen kann.
  5. Kein Ausschluss der Amateurmannschaften: Eine kurzfristige Aufstockung der Liga auf 16 Klubs (vorerst einmal bis zur Totalreform 2020) wäre denkbar und sinnvoll, allerdings sollen auch die Amateurmannschaften wieder Zugang dazu haben.
  6. Keine untauglichen Stadien und auch keine Ausweichstadien: Das aktuelle Beispiel Austria Salzburg sollte nicht nur Warnung genug sein, sondern sämtlichen Verantwortlichen, die gerne weggeschaut hatten, die Augen geöffnet haben. Es kann nicht im Sinne des Fußballs und dessen Images sein, dass ein Traditionsklub eine Lizenz erhält, um in Folge keine Heimstätte zu haben, die der vorgeschriebenen Infrastruktur entspricht, dadurch auf Wanderschaft gehen und schließlich Insolvenz anmelden muss.
  7. Keine Quotenregelung: Die Quotenregelung für junge Spieler fördert die Arbeitslosigkeit unter Fußballern. Junge und oft zweitklassige Talente müssen zur Erfüllung der Quote in den Kader gezogen werden, sind dementsprechend billig, jedenfalls billiger als Spieler, die nur um wenige Jahre älter sind. Sie fallen dann leistungsmäßig oft aus den Kadern und es bleibt ihnen dann nur mehr der Weg via AMS zurück in die Amateurligen.
  8. Kein Wettbewerbsnachteil gegenüber Regionalligen: Durch die derzeitigen Wettbewerbsnachteile (Lizenzierung in der Bundesliga – keine in der Regionalliga) gegenüber den Regionalligisten wandern Spieler aus der Erste Liga ab, weshalb das Niveau der Spielklasse automatisch gedrückt wird.
  9. Keine Profispieler mit Amateurgehältern: Die Einführung des Kollektivvertrags war ein großer Erfolg, dennoch muss er neu überdacht werden. Es ist ohnehin eine Mär, dass Fußballer in Österreich am Ende ihrer Karriere ausgesorgt haben. Bestenfalls drei Prozent aller Kicker gelingt dies laut einer Umfrage von KADA – einer Initiative, die vor allem der Unterstützung von arbeitslos gemeldeten Sportlern dient.
  10. Kein Aufstieg mit Kompromissen: Wieder verweisen wir hier auf das Beispiel Austria Salzburg. Man hat sich blenden lassen von der schönen Vorstellung, dass ein Traditionsklub den Profifußball bereichert und vielleicht dabei die Probleme, die damals schon vorhanden waren, übersehen. Ein Aufsteiger muss sich künftig eindeutig sportlich, wirtschaftlich und auch infrastrukturell gleichermaßen qualifizieren.